Wandbild 2.0 – Gemeinschaftskunst in Berg Fidel

Wir, die Nachbarschaftsinitiative Berg Fidel Solidarisch haben am 1. November gemeinsam mit Anwohner*innen ein zweites Wandbild an der Hogenbergstraße in Berg Fidel gemalt. Kurz zuvor erweckte die Wohnungsbaugesellschaft LEG den Anschein, ein erstes Wandbild entfernen zu wollen. Nach Empörung darüber aus Berg Fidel und kritischen Medienberichten ist die LEG inzwischen zurückgerudert. Die Wand gehört auch gar nicht der LEG und die Besitzer*innen stellen sich klar hinter das Bild und stellten nun auch den zweiten Teil der Wand zum Bemalen zur Verfügung.

Für ein Berg Fidel, in das viele Bilder passen

Das neue Wandbild schließt sich an das bereits existierende Bild an. Dieses wurde vor zwei Jahren von Berg Fidel Solidarisch gemeinsam mit Nachbar*innen gestaltet. Anlass dafür war ein Besuch von Delegierten der indigenen Widerstandsbewegung Zapatistas aus Chiapas, Mexiko bei unserer Nachbarschaftsinitiative. Wir teilen das zapatistische Motto „für eine Welt in die viele Welten passen“ und die Vision von einem vielfältigen, solidarischen Zusammenleben. Deshalb kämpfen wir wie sie gegen die Auswirkungen des kapitalistischen Systems. An dieser Stelle senden wir auch unsere solidarischen Grüße an die Zapatistas, die immer wieder und aktuell durch den mexikanischen Staat und Kartelle bedroht sind.

In Zeiten, in denen Toleranz und Zusammenhalt oft in den Hintergrund treten, steht unser Wandbild als kraftvolles Bekenntnis für eine Gemeinschaft, die sich für Inklusion, Verständigung und gegenseitige Unterstützung einsetzt. Das Gedicht Nazim Hikmets auf dem neuen Wandbild „Leben einzeln und frei wie ein Baum und dabei geschwisterlich wie ein Wald. Diese Sehnsucht ist unsere.“ erinnert uns jeden Tag, dass eine harmonische Koexistenz verschiedener Ideen, Kulturen und Lebensweisen nicht nur möglich, sondern notwendig ist, um eine gerechte, offene und solidarische Gesellschaft zu gestalten.

Gemeinschaftsproduktion aus dem Viertel

Das Wandbild an der Hogenbergstraße ist also nicht nur ein farbenfrohes Kunstwerk, sondern das Resultat ehrenamtlicher Arbeit und tief empfundenem Gemeinschaftssinn der Bewohner*innen von Berg Fidel. Es ist das Produkt gemeinschaftlicher Kreativität, ein Stück Identität und Geschichte des Viertels, ein visuelles Statement für Zusammenhalt und Solidarität in Berg Fidel. So sind Motive aus Berg Fidel, wie der Weiße Riese und Gebäude an der Hogenbergstrasse, im Wandbild kombiniert mit Symbolen von Solidarität. „People Power Solidarität“ ist der zentrale Slogan des neuen Bildes und zeigt die Haltung von Berg Fidel Solidarisch sich für die Belange des Viertels und der Anwohner*innen einzusetzen.

Vorangegangene Heuchelei der LEG

Daran stört sich scheinbar die LEG, die vor wenigen Wochen ein Anschreiben an Mieter*innen verfasste und eine andere Gestaltung der Wand vorschlug. Das kam in Berg Fidel nicht gut an! Das plötzliche Interesse der LEG am Erscheinungsbild des Viertels ist unglaubwürdig angesichts des oft reparaturbedürftigen Zustands der Wohnungen. Bei Wasserschäden und kaputten Heizungen wird beispielsweise nicht oder nur spät reagiert. Regelmäßig gibt es Skandale um Schäden. Aber nun eine nachbarschaftlich gestaltete Wand, die zudem nicht mal Eigentum der LEG ist, übermalen wollen? Da sagt Berg Fidel Solidarisch „LEG es reicht!“ – wie es im ersten Wandbild zu lesen steht.